Die beruflich bedingte Mobilität, meist mit dem Auto stattfindend, hat mittlerweile erhebliche, gesellschaftliche Relevanz.
In einer von der EU - Kommission 2008 veröffentlichten Studie: "Job Mobilities and Family Lives in Europe"wurden 7.220 Personen im Alter von 25-54 Jahren aus 6 Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweiz, Belgien, Polen) zu
- der Verbreitung - den Ursachen - den Konsequenzen und Folgen
beruflich bedingter Mobilität und der Aus- bzw. Wechselwirkung auf das Privat- und Familienleben befragt.
Im Hinblick auf die Mobilitätsakzeptanz zeigten sich Unterschiede nach Alter, Ausbildung, aber auch nach Nationalität.
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Deutsche sind im Vergleich mobiler als Ihre europäischen Nachbarn, Sie sind vorwiegend (ca. 80% der Mobilen) als Pendler o. Dienstreisende/Wochenendheimfahrer unterwegs.
Die häufigste Mobilitätsform ist das tägliche Fernpendeln. Ältere und Nicht-Akademiker habe eine geringere Umzugsbereitschaft. Sie pendeln lieber, junge Menschen und Akademiker bevorzugen den Umzug.
Dabei ist interessant, dass nur ein Drittel der Mobilen (33%) die eigene Mobilität als Chance ansehen. Für über die Hälfte (55%) der Mobilen ist es ein notwendiges Erfordernis, das sich rechnen muss. 12% erleben Ihre Mobilität sogar als Zwang.
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Argumente für die Mobilität sind dabei:
- verringerte Abhängigkeit vom regionalen Arbeitsmarkt (68%) - ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit (79%) - überhaupt Arbeit ausüben zu können und damit Einnahmen erzielen(62%) - Vorteile in der Karriereentwicklung (65%) - verbessertes, eigenbestimmtes Wohnumfeld (83%)
Gegen die Mobilität sprechen:
- erhöhter und latent vorhandener Zeitdruck (71%) - häufigere Erschöpfungs- und Überlastungsphasen (55%) - zu wenig Zeit zur Pflege und Erhaltung sozialer Beziehungen (56%) - bei mobilen Frauen führt Mobilität zum signifikanten Aufschub von Elternschaft, knapp 20% gaben an, Ihre Kinder später bekommen zu haben, als gewollt. Bei den nicht mobilen Erwerbstätigen waren es nur 9%.
Als Fazit kann man ziehen: Mobilität wird von Wirtschaft und Verwaltung eingefordert - enthält aber erhebliche Risiken, vor allem mittel- und langfristige. Sie führt nicht zwangsläufig zu sozialem Aufstieg, auch die Einkommenschancen werden dadurch im Mittel nicht höher als bei anderen Erwerbstätigen. Mobilität dient heute eher dazu, Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg zu vermeiden. Für über 61% war sie die einzige Chance, überhaupt Geld zu verdienen.
Hinzu kamen erhebliche Kosten für die Aufrechterhaltung der Mobilität bei mangelnder Unterstützung durch den Arbeit - bzw. Auftraggeber. Zudem leiden Berufspendler häufiger unter gesundheitlichen Beschwerden oder auch psychosomatischen Erkrankungen, die dann wiederum andere, relevante Organ-, Gefäß- oder Erkrankungen des Muskel- und Bewegungsapparates nach sich ziehen. Alles in allem steht unter dem Strich: Mobilität ist eine zutiefst individuelle Entscheidung - jeder sollte sich bewusst sein, dass sie in alle Bereiche des eigenen Lebens, aber auch in das der Familie eingreift. Hier ist eine persönliche Abwägung der Vor- und Nachteile, eventuell zusätzlich auch ein stringentes, verbindlich abgestecktes Zeitfenster, in der sie stattfinden soll, von erheblicher Bedeutung.
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